Das Land der weißen Wolken (Passes to Passes) 2001


Eigentlich war ja für 2002 Urlaub in Canada - Alaska geplant. Doch zum letzten Jahresviertel war Beruflich schon zu erkennen, dass die allgemeine Auftragslage zurückgeht. Die Geschaeftsleitung bat alle Mitarbeiter doch ihren Resturlaub bis zum Jahresende aufzubrauchen. Also was macht man mit 3 Wochen alten Urlaub und 2 Wochen Gleitzeit im Winter. Am besten irgendwohin wo die Sonne scheint und wo man Motorrad fahren kann. Also auf die andere Seite der Weltkugel. In Australien war ich schon, dann bleibt nur noch New Zealand. Nun noch 3 Wochen neuen Urlaub nachgereicht, Flug und Tour gebucht, und los geht's.

Nach 32 Stunden erreichen wir, Norbert (mein Bruder) und ich, Auckland, die Stadt die 1/3 der Bevölkerung von New Zealand beherbergt. Dort werden wir von Hokan, unserem Tourguide für die naechsten 7 Wochen, empfangen. Im laufe des Tages lernen wir noch die anderen Mitfahrer für die naechsten 3 Wochen kennen. Wir sind diesmal eine sehr internationale Truppe. Steve aus Schottland, Sonja und Stephanie aus der Schweiz, Georgia aus England, Hokan aus Schweden und wir zwei aus Old Germany.

Der erste Tag beginnt mit einer Sightseeingtour durch Auckland. Wir beginnen mit dem War Memorial Museum, in dem man neben den Erinnerungen an den 2. Weltkrieg sich auch über die Kulturgeschichte der Maoris informieren kann. Dort schauen wir uns auch eine Vorstellung über die Kriegs- und Liebestaenze kombiniert mit traditionellen Gesaengen an. Weiter geht es von dort zum NZ National Maritime Museum mit einer Eindrucksvollen Ausstellung der maritimen Geschichte New Zealand. Ein Besuch des berühmten Sky Tower in der Innenstadt gehört zum Pflichtprogramm. Von Mount Eden, wo einst die Verteidigungsanlage der Maoris stand, erkennt man das Auckland, das auf 60 Vulkanhügeln erbaut worden ist. Der Ausblick zwischen Manikau Harbour und dem Waitemata Harbour ist besonders in der Daemmerung phantastisch.

Um dem Verkehrs Kollaps von Auckland zu Entkommen begeben wir uns auf den Hgw No. 1 Richtung Hamilton, der bis dort auch nur als schnelle Verkehrsverbindung anzusehen ist. Erst als wir hinter Hamilton auf den Highway No. 3 abbiegen begegnet uns eine grandiose, leicht hügelige Landschaft mit einem saftigen Grün. Auch erkennt man jetzt warum man Neuseeland als größte Farm der Welt bezeichnet, Schafe und Kühe soweit das Auge reicht. Am spaeten Nachmittag erreichen wir Waitomo Caves. Nachdem wir unser Lager aufgebaut haben begeben wir uns zur ersten Attraktion, dem "Black Water Rafting". Zuerst bekommen wir eine Einführung, kombiniert mit einer Trockenübung, über das Verhalten in einer Höhle mit starken Wasserströmungen. Dann wurde es Ernst. Nach einem kleinen Fußmarsch, den wir schwitzend in unseren Neoprenanzügen absolvierten, erreichen wir den Eingang zur Waitoma Höhle. Der Einstieg in die unterirdische Welt, durch die kleine Spalte, bereitet uns leichte Schwierigkeiten. Die ersten Eindrücke von der Höhle sind schon überwaeltigend. Als wir uns dann vom Wasser in die dunkle Tiefen treiben lassen, übermannt uns schon ein eigenartiges Gefühl. Tausende von Glühwürmchen und urige Schauergesaenge begleiten unseren 1 1/2 Stündigen Trip.

Der naechste Tag beginnt mit einem Ausflug zu Waitomo Waterfalls. Die Anfahrt erweist sich als sehr Kurvenreich. Die hügelige Landschaft laesst einen glauben, man befinde sich in Schottland. Der Anblick des Wasserfalles, der sich über mehrere Stufen in die Tiefe bewegt, ist schon grandios. Von den Wasserfaellen geht es dann über Te Kuiti den Freeway No. 30 folgend nach Rotorura. Unterwegs mache ich noch einen Abstecher in den Pureora Forrest Park, um die noch unberührte Waldlandschaft zu genießen.  Als wir uns Rotorura naehern, sehen wir in der Ferne aufsteigende Dampfschwaden des Thermalgebietes von Whakarewarewa. Wir lassen aber das Thermalgebiet erst mal links liegen und fahren in den Tongariro National Park hinein, um am Blue Lake, einem wunderschönen Vulkansee, unser Camp für die naechsten zwei Tage aufzuschlagen. Am Abend fahren wir zu den etwa 30 km von Rotorura liegenden Waireka Hot Springs, um für die naechsten 2 Stunden ein herrliches Thermalbad zu genießen. (Natürlich mit Bier und Sekt).

Der naechste Morgen begrüßt uns mit viel Regen. Unsere Zelte müssen zum ersten mal beweisen, das sie wirklich Wasserfest sind. Wir beginnen den Tag mit einem Stadt- und Einkaufsbummel durch Rotorura. Anschließend besuchen wir das Maori Arts and Crafts Institute. Dort kann man ein Nachgebautes Wehrdorf, ein Maori Dorf und das angrenzende Thermalgebiet in dem der Pohutu Geysir seine Fontaenen bis zu 30 Meter in unregelmaeßigen abstaenden in die Höhe blaest. Am Wegrand des Thermalgebiets blubbern überall kleine Schlammtümpel. Zum Schluss besichtigen wir noch die Schnitzschule des Arts and Craft Institutes. Am spaeten Nachmittag geht es zu einer Maori Veranstaltung nach Tokerau. Dort wird uns die Maori Kultur, verbunden mit einem traditionellen Essen, taenzerisch und gesanglich erlaeutert. Auch müssen Norbert und ich mit Widerwillen an einer taenzerischen Darbietung, zur Belustigung der Anwesenden Gaeste, mitmachen. In einer kurzen Anleitung wurden uns die Kriegerischen Taenze der Maori beigebracht, die wir dann auf eindrucksvolle Weise darstellten.

Im Regen geht es nun den Highway 30 in Richtung Norden folgend nach Whakatane. Dort haben wir für mittags einen Ausflug zu der aktiven Vulkaninsel White Island gebucht. Die Anfahrt mit dem Schnellboot zu der 50 Km vor der Küste liegenden Insel erweist sich bei der rauen See, als sehr schwierig. Viele Fahrgaeste werden Seekrank und beschlagnahmen die Toiletten. Auch das übersetzen vom Schnellboot über Schlauchboote zur Insel ist kein ungefaehrliches Unternehmen. Fast waere ein Tourist in die raue See gefallen. Die ca. 1 Stündige Führung, führt uns durch eine weiche Schlackeschicht an Schwefelbaechen und Fumorale vorbei zum Vulkankrater. Die dortige Formen- und Farbvielfalt ist schon überwaeltigend und stellt die Thermalgebiete um Rotorura in den Schatten. Aufgrund der schlechten See kommen wir mit einer einstündigen Verspaetung zurück. Nun müssen wir noch der Küstenstraße folgend bis nach Te Kaha, wo unser Camp aufgebaut ist, fahren. Die etwa 100 Km sind sehr Kurvenreich, und in der schon eingebrochen Dunkelheit auch nicht gerade ungefaehrlich.

Am naechsten Morgen fahre ich noch mal einen Teil der Strecke zurück, um mir die bezaubernde Küste mit ihren Sandbuchten bei Tageslicht zu genießen. Dann ging es zurück an Raukokore vorbei, wo die schmucke anglikanische Kirche auf einer Landzunge dem Wind trotzt. Hinter Te Ararona biegen wir links ab, vorbei an am Strand weidenden Kühen, um zum East Cape zu fahren. Dort befindet sich auf einen Hügel ein Leuchtturm, den wir schon Kilometer vorher sehen können.  Weiter folgen wir dem Freeway No. 2, immer der Küste entlang, vorbei am Mt. Hikurangi, Tokaromay Bay und Napier bis nach Te Awanga. Dort fahren wir am spaeten Nachmittag den Strand entlang, Richtung Cape Kidnappers, um die dort liegende Tölpel- Kolonie zu besichtigen. Dabei graebt sich Norbert bei einer Dünenüberquerung mit dem Hinterrad so tief ein, das wir nur mit vereinten Kraeften das Motorrad befreien können. Von Te Awanga geht es zurück an Napier vorbei in die Ahimanawa Range, eine Hochebene mit karger Vegetation. Die Strecke zieht sich ziemlich in die laenge. Endlich erreichen wir Taupo, die Stadt am größten See der Nordinsel. Dort genießen wir die Aussicht auf dem See und auf die Silhouetten der drei Vulkane des Tongario Nationalpark bei einer Tasse Kaffee. Der Tipp zum Huraka Falls zu fahren, erwies sich als "Rheinfall". Ich habe schon interessantere Wasserfaelle gesehen. Nun folgen wir den See entlang bis nach Turangi , um dort auf die reizvolle Straße Highway 41, die sich am Rand des Tongariro National Parkes entlang führt, abzubiegen. Nun naehern wir uns den drei imposanten Vulkanhügeln Mt. Tongariri, Mt. Ngauruhoe und Mt. Ruapehu. Faszinierend fand ich, dass nur der Vulkanhügel in der Mitte eine Schneekuppe besaß. Eigentlich hatten wir vor zum Tama Lake zu wandern, doch aufgrund der fortgeschrittenen Zeit beließen wir es bei der Absicht. Als wirabends Raetihi erreichen, mussten wir unser Zelte zum ersten Mal im Regen aufbauen. Auch hatte ich mir eine leichte Erkaeltung zugezogen, die mich dazu veranlasste frühzeitig den Schlafsack aufzusuchen.  Unsere Route des naechsten Tages begann mit einer 80 km langen Schotterstaße, die sich durch die Matemateaonga Range, dem Whanganui River folgend, führte. Auf der Haelfte des Weges, in einer Kurve, rutschte das Hinterrad von Norbert weg. Dabei zog er sich einige Prellung zu, und das Motorrad einige kleine Dellen. Nach einer kurzen Reparatur ging es ohne weiteren Pannen durch eine herrliche Schluchtlandschaft weiter bis nach Wanganui. Nun beginnt es fürchterlich zu Regnen, so dass wir die restlichen 150 km bis nach Wellington ohne weitere Aufenthalte zurücklegen. Abends besichtigen wir im Schnelldurchgang die sich im Regierungsviertel befindliche Einkaufsstraße Lambton Quay. In einem der vielen schönen Cafés und Bistros beenden wir den Aufenthalt auf der Nordinsel.

Nach einer zweistündigen Faehrfahrt durch die herrliche Fjordlandschaft mit einem Katamaran erreichen wir Picton, den Ausgangspunkt für Routen auf der Südinsel.

Nach einer kleinen Staerkung bewegen wir unsere Motorraeder auf dem sehr kurvenreichen Queens Charolotte Drive Richtung Nelson . Urwüchsiger Urwald, der einst alle Bergrücken der Sounds begrünte, saeumt die Straße. Von einigen Anhöhungen aus hat man einen sehr guten Blick auf den Queen Charlotte Sound. In Havelock biegen wir dann auf den State Highway No. 6. Diesen an der Tasman Bay liegenden Highway folgen wir nun bis nach Motueka, um dort über eine Gebirgstrasse nach Marahau zu gelangen. Marahau liegt genau am Abel Tasaman National Park, der zu vielen Unternehmungen einlaedt. Da heute Heiligabend ist, wird von unseren Tourguide ein Festessen (Rollbraten mit Süßkartoffeln) zubereitet. Nach dem Essen erlauben wir uns als krönenden Abschluss einen Irisch Coffey, original nach Schottischer Art. Anschließend überrascht uns Norbert mit kleinen Geschenken. Wir waren alle sehr gerührt und schaemten uns darüber, dass wir selber nicht an so eine kleinen nette Geste gedacht haben. Der naechste Tag begrüßte uns mit einem strahlend blauen Himmel. Weil heute der 1. Weihnachtstag ist, sind natürlich alle Geschaefte geschlossen. Stephanie, Sonja und ich beschließen eine Wanderung in den Abel Tasman National Park zu machen, waehrend die anderen sich am Strand erholen wollen. Wir folgen den 51 km langen Abel Tasman Track, der an schönen Tagen stark frequentiert wird, an seinen abwechslungsreichen Küstenformationen erfreuend bis nach Torront Bay. Der Urwald, bestehend aus lückenlos geschlossenem Busch, Nikaupalmen und Riesenfarnen, reicht bis dicht an den feinsandigen, südseeaehnlichen Straenden. Als wir nach 6 Stunden Wanderung unser Camp erreichen, sind wir doch ganz schön erledigt. Wir genießen aber noch den Sonnenuntergang am Strand.

Für heute haben wir uns Kajaks gemietet. Nach einem kleinen Einführungskurs geht es ab in die Tasman Bay. Schon nach einigen hundert Metern haben wir unser erstes Problem. Mein Steuerseil ist gerissen und wir müssen es auf der vor uns liegenden Sandbank reparieren. Nach dem wir einige Kilometer gepaddelt sind, spüre ich meine Oberarme nicht mehr. Also beschließen wir an den Strand zu paddeln, um uns mit unseren mitgenommenen Vorraeten zu staerken. Nachdem wir uns erholt haben, versuchen wir von der Tasman Bay zur Golden Bay zu wechseln. Dabei mussten wir uns Richtung offenes Meer bewegen. Schnell merken wir dass keine Change bestand die hohen Wellen zu überstehen. Nachdem einige beinahe gekentert waeren, paddelten wir langsam zurück zu unsern Camp, das wir mit Einbruch der Abenddaemmerung auch erreichen. Der Abend wurde aufgrund hoher Müdigkeit frühzeitig beendet.

Nach den schönen Feiertagen wurden wir von einem fürchterlichen Regenschauer aus unser Zelten geworfen. Das wir unsere Zelte im Regen zusammenbauen müssen, passt uns allen nicht. Wir fahren zuerst zurück bis nach Motueka. Dort biegen wir dann auf den kurvenreichen Highway No. 61. In Neudorf Vinery besteht die Möglichkeit einer Weinprobe, aber als Motorisierter Fahrer nehmen wir von dieser Möglichkeit abstand. Die Strecke passiert auch Neudorf Pottery, die international beachtete Keramik mit avantgardistischer Farbgebung herstellt. Bei Golden Downs beginnt wieder der Highway No. 6, der uns nun durch eine mit Südbuchenurwald bestückte Tallandschaft führt. Kurz vor Tophouse veraendert sich dann die Landschaft in ein freies Tussock – Land. Den Nelson Lake National Park lassen wir außer Acht, weil er nur für Wanderungen oder Skitouren interessant ist. Wer Wildwasserabenteuer liebt ist in Murchison bestens aufgehoben. Dortige Veranstalter bieten mit dieser Attraktion eine breite Palette in den umliegenden, wasserreichen Flüssen an. Unsere Route führt uns weiter in die wildromantische und von dichtem Regenwald gesaeumte Bullerschlucht bis zum Cape Foulwind an der Westküste. Dort haben wir die Möglichkeit eine Seelöwenkolonie zu besichtigen. Langsam und vorsichtig piersche ich mich an mehrere Seals heran. Man muss nur darauf achten, dass der Fluchtweg zum Meer nicht abgeschnitten wird. Die Seals reagieren darauf sehr aggressiv. Da die Zeit schon sehr vorgeschritten ist, geht es der Küstenstraße folgend weiter nach Greymouth, eine Stadt mit einer großen wirtschaftlichen Bedeutung aufgrund des Kohlevorkommens. Dort biegen wir auf die No.7 um in die Paparoa Range zu fahren. Etwa 20 km vor Reafton geht es links ab nach Waiuta, eine verlassene Goldgraeberstadt. Unser Etappenziel ist erreicht. Da Waiuta in einer Höhe von ca. 1000 m liegt ist der Abend natürlich sehr frisch. Auch kann man von dort aus, das heranziehende Unwetter schon sehen. Da wir uns nun mitten in den South Alps befinden haben wir auch keine Möglichkeit dem Unwetter zu entfliehen. Schon auf dem kurzen Stück nach Springs Junktion sind unsere Regenkombis völlig durchnaesst. Der Gedanke dass wir nun noch über den Lewis Pass müssen, laesst uns schon erschaudern. Doch wir haben Glück. Kurz vor dem Pass hört der sinnflutartige Regen auf. Den deutlich höheren Niederschlag in diesem Gebiet erkennt man an den üppig gedeihenden Südbuchenwald. In Hammer Springs legen wir eine Pause ein, um in den dort befindlichen Thermalquellen unsere Körper zu entspannen. Hammer Springs ist ein beliebtes Ausflugziel für die etwa 200 km weiter lebenden Christchurcher. Man kann dort im Sommer Mountainbike-Touren, Jet boating, Bungeejumping und Wildwasserfahrten veranstalten.  Hinter Waipara stoßen wir auf den Highway No. 1, der uns zum Tagesziel Waikuka Beach an der Ostküste führt. Endlich scheint der Wettergott Mitleid mit uns zu haben und laesst am naechsten Tag einen blauen Himmel erkennen. Frohgelaunt besteigen wir unser Xt`s und begeben uns auf den Sightseeing Highway No. 72 um am Fuße der Alpen uns ein bisschen Muße zu gönnen, mit einem Vorgeschmack auf das klassische High Country, das uns weiter südlich erwartet. Wer Windsurfen liebt kann bei Mount Sommers den wegen seiner staendigen Windböen beliebten Bergsee Lake Clearwater besuchen. Bei Peel Forrest hat man noch die Möglichkeit einer der wenigen erhaltenen Mischwaelder im Osten der Südinsel zu betrachten. In Geraldine zweigt der Highway nach Mount Cook und Queenstown ab. Wir bewegen uns nun in die Two Thumb Range hinein. Bei Lake Tekapo, eingerahmt von gelben Tussock Haengen und schneebedeckten Gipfeln, versuchen wir einen Rundflug zu bekommen, der uns in die Gletscherwelt des Westland National Park führen soll. Doch als uns die Preise genannt werden, vergeht uns jede Laune auf einen Rundflug. Unser Etappenziel ist der Lake Pukaki, von dort aus haben wir einen herrlichen Blick auf den 3476 m hohen Mount Cook. Da es noch früh ist und das Wetter sich auch von der guten Seite zeigt fahren einige noch zum ca. 60 km weit liegenden Mount Cook herauf. Von dort hat man einen Ausblick auf den Fox Glacier.

Von Lake Pukaki aus bis nach Omerama am Weg zum Lindis Pass berührt die Reiseroute Staudaemme, Wasserkanaele und künstliche Seen des Upper Waitaki Scheme. In Twizel lohnt sich ein Besuch im Informationscenter. Dort bekommt man einen Überblick über die Stau- und Turbinenanlagen der Umgebung. Weiter geht es zum Lindis Pass der einem Lehrstück der Geographie gleicht. In perfekter Trapez- und Dreiecksform reihen sich die Hügel hintereinander. Bei Tarras verlassen wir den Highway No. 8 um durch fast unberührte Landschaft an Bendigo vorbei nach Alexandria zu fahren. In Alexandria hat man die Möglichkeit eine Audioshow im 1876 erbauten Old Courthouse über eine Gerichtsverhandlung zur Goldgraeberzeit zu sehen. Im Visitor Center bekommt man reichliche Informationen über Aktivitaeten und Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Da uns, wie schon öfters, die Zeit wieder weglief, entschließen wir uns die letzten 100 km bis nach Dunedin ohne großen Aufenthalt durchzufahren. Trotzdem machen Norbert und ich bei Palmerston einen Zwischenstopp um dort das größte Eis der Umgebung zu naschen.

Dunedin ist eine Stadt der man sich einige Tage widmen sollte. Man erkennt sofort den schottischen Tousch, denn Dunedin wurde 1848 vom schottischen Einwandern gegründet. Im zweiten Bericht werde ich intensiver über Dunedin berichten.

Wir verlassen Dunedin in südlicher Richtung um am für sein Wattvogelleben bekanntes Feuchtbiotop Lake Waihola zu besuchen. Hinter Milton biegen wir rechts ab auf den Highway No.8 um in die Region Otaga zu fahren. Nun folgen wir einer abwechslungsreichen Landschaft von Obstgaerten, Stauseen und Tussock-Graslandschaften bis nach Cromwell. Die Anfahrt nach Queenstown zeigt sich von der kurvenreich Seite. Auf den letzten Kilometern eröffnet sich ein grandioser Blick auf den Lake Waikatipu.

In Queenstown sind 2 Ruhetage vorgesehen, um zum einem den Jahreswechsel gebührend zu feiern und zum anderen uns den vielen angebotenen Aktivitaeten zu widmen. Aus dem ehemaligen Goldgraeberdorf ist ein geschaeftliches Ferienzentrum geworden, dessen Einwohnerzahl (3500) um ein Vielfaches von den Besuchern aus aller Welt übertroffen wird. Wer Lust, Zeit und besonders Geld hat, kann sich dort mit Shoppen, Segeln, Windsurfen, Wasserski, Jet Boating, Bungee Jumping, Paragliding, Fly by Wire u.v.m. den Aufenthalt gestalten. Norbert, Sonja und ich beschließen einen Ausflug in die grandiose Szenerie des Skippers Canyon. Tief schneidet der Shotover River das Tal ein, die Trasse kurvt auf halber Hanghöhe vorbei an bizarren Felsformationen. Schlaglöcher, Steinschlag, ausgespülte und abgebrochene Wegraender bereiten uns enorme Schwierigkeiten. Aber der Ausblick belohnt jede Anstrengungen. Auch der kleine Abstecher nach Arrowtown lohnt sich. In der als Goldgraeber-Camp entstandenen Ortschaft kann man noch das Leben der Goldgraeber nachvollziehen.

Am naechsten Tag verließen wir Queenstown in Nördlicher Richtung um uns wieder zur Westküste vorzuarbeiten. Bei Frankton stiegen wir in die Alpine Hochwelt des Cadrona Valley ein. Wieder ließen wir uns von Tussock-Graslandschaften bis nach Wanaka begeistern. Bei Wanaka stoßen wir wieder auf den Highway No. 6, den wir nun über den Haast Pass bis nach Fox Glacier folgen. Die Strecke über den Haastpass wirkt auf uns ein bisschen beklemmend: Aufgrund der massiven Regenfaelle hat sich die Straße zum Schlammpfad entwickelt. Baumstaemme treiben im Fluss und düstere Wolken haengen tief am Himmel. Bei Haast hat uns die Westküste wieder. „Meterhohe Wellen“ und starke Windböen erschweren die letzten Kilometer bis zum Fox Glacier. Da das Wetter mal wieder nicht mitspielt, können wir den zweiten Versuch eines Rundfluges über die Gletscherbergwelt, wieder vergessen. Auch geplante Gletscherwanderungen fielen aus. So wandern Norbert und ich nur bis zu den Auslaeufern der Fox Gletscher und begnügen uns mit einem von Regenwolken bedeckten Ausblick. Die Nacht wurde bald zum Alptraum. Es herrschen Winde bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h. Zelte werden durch die Luft geschleudert. In Sekunden waren saemtliche Gegenstaende völlig durchnaesst. Im Nachbargebaeude schlugen die Sirenen Feueralarm, der sich Glücklicherweise als Fehlalarm erwies.

Am naechsten Tag sah unser Campingplatz aus wie ein Trümmerfeld. Wir erfuhren, dass die Straße hinter uns teilweise zerstört worden ist. Auch auf dem Weg nach Hokotika wurden wir öfter von eingebrochenen Straßenstücken begleitet. Der Weg an der Westküste entlang ließ diesmal keine Fahrfreude aufkommen. Da für die Nacht wieder Sturm angesagt war, nahmen wir uns ein Hotelzimmer.  Hokotika ist die Jadestadt Neuseelands, die einst um Mekka der Goldschürfer erbaute Stadt lebt heute von industrieller Jadesteinschleiferei. Natürlich deckten sich einige von uns mit diesen Kostbarkeiten ein.

Heute ist der letzte Fahrtag der ersten Tour angesagt. Das Endziel heißt Christchurch, das 350 km vom jetzigen Standpunkt entfernt ist. Bei Kumara Junktion verlassen wir die Westküste und fahren dem State Highway folgend zum Arthurs Pass. Aufgrund der vielen Regenfaelle der letzten Tage sehen wir hunderte von kleinen Wasserfaellen den Berghaengen entspringen. Begleitet vom dichtem Urwald verlassen wir die Otira-Schlucht um auf einer exponierten Serpentienenstraße zum Arthurs Pass zu gelangen. In der gleichnamigen Ortschaft kann man in einer Diashow die Entstehungsgeschichte des Passes kennen lernen. Kaum ließen wir den Arthurs Pass hinter uns, schien die Sonne. Nun mussten wir noch den 985 Meter hohen Potters Pass überqueren um in eine Tussock-Graslandschaft bis nach Springfield einzutauchen. Die letzten hundert Kilometer führten uns über eine gut ausgebaute Autobahn zum Endziel Christchurch. Über Christchurch werde ich im naechsten Bericht „Coast to Coast“ naeher eingehen. Nun nach 22 Tagen verabschieden wir uns von Sonja, Georgia und Steve. Stephanie wird meinen Bruder und mich noch die naechsten vier Wochen aergern.